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Freitag, 02.06.00

Der Nieselregen hört auf, die Sonne kommt raus. Von der anderen Seite des Fjords hört man das Rauschen eines Wasserfalls.

Wir versorgen uns erstmal mit Geld fürs Wochenende. Geld holen am Automaten in Sogndal klappt prima. Man braucht in Skandinavien eigentlich nichts als die normale EC-Karte mit PIN.

Nach dem Tanken gehts los. Natürlich regnet es wieder. Wir fahren rechts zum Fjord hinunter. Am gegenüberliegenden Ufer muß die Stabkirche von Urnes sein. Zu weit weg, wir können nichts erkennen. Also weiter. Bei dem Regen lassen wir sämtliche Möglichkeiten, einen Abstecher zum Gletscher Jostedalsbreen zu machen, links liegen.

Bald geht es immer weiter bergauf zum Sognefjell. Das soll der höchste Gebirgsübergang Europas sein. Das ganze erinnert mich an unser Schneeabenteuer vom Vortag. Auf einem Parkplatz treffen wir einen deutschen Reisebus. Die Leute bieten uns heiße Linsensuppe an. Sie wollen uns schon irgendwo in Deutschland auf der Autobahn gesehen haben.

Die schneebedeckten Gipfel verschwinden in den Wolken. Sonst hätte man hier wahrscheinlich den schönsten Blick in die Bergregion Jotunheimen, das Heim der Riesen mit den höchsten Bergen Norwegens.

Es geht weiter bergauf, wieder zwischen mehrere Meter hohen Schneemauern über eine scheinbar endlose schneebedeckte Hochebene. Irgendwo steht neben zwei Mülltonnen ein Schild: 1434 m über dem Meeresspiegel. Wird wohl der höchste Punkt der Straße sein. Also nochmal anhalten, Fotos machen. Meine Kameras werden im Schneegestöber naß. Kurz danach gehts wieder bergab. Es klart etwas auf, dafür wird es windig.

auf dem Sognefjell
auf dem Sognefjell

Kurz vor Lom mehrere Kilometer Baustelle. Tempolimit 50, wir fahren 30. Trotzdem können wir nicht allen Schlaglöchern ausweichen. Hoffentlich halten die Mopeds das aus. In Lom werden sie erstmal inspiziert. Nichts passiert.

In Lom scheint die Sonne. Der Sturm hat die Wolken weggeblasen. Beim Tankstop erkundigen wir uns nach den Wetteraussichten. Es soll schlechter werden. Erst 15 Uhr. Wir wollen die Zeit nutzen und noch etwas weiter fahren. Fast hätten wir die Stabkirche in Lom vergessen, sie ist wirklich sehenswert. Also nochmal Fotopause, dann weiter. Bis Grotli sollten wir es noch schaffen, dort können wir uns ja eine Hütte suchen.

Stabkirche in Lom
Stabkirche in Lom

Die Straße ist gut ausgebaut. Trotz des Sturmes können wir ordentlich gehen lassen. Bei Sonne sieht alles viel freundlicher aus und bei trockener Straße macht das Fahren richtig Spaß. Je weiter die Straße ansteigt, desto mehr zieht sich der Himmel zu. Der Regen hat uns wieder. Schon wieder geht es immer höher, schon wieder Schnee. Der Sturm wird immer stärker. Die Mopeds sind kaum noch auf der Straße zu halten, selbst bei gedrosseltem Tempo. Jochen erzählt mir später, er sei auf die Gegenfahrbahn geweht worden.

Grotli besteht aus kaum mehr als einem Hotel. Keine Hütten, kein Platz für uns. Was nun? Weiter? Bei dem Wetter am Berg Dalsnibba vorbei? An der Abzweigung bleiben wir stehen und beraten uns. Wir reden kurz mit einem deutschen Harley-Gespannfahrer. Der traut sich, drei andere Motorradfahrer auch.

Also los. Eigentlich ist es gar nicht so schlimm. Die mehrere Meter hohen Schneemauern beiderseits der Straße schützen vor dem Seitenwind. Keine Lust mehr auf Fotopause, bloß durch. Ein Reisebus, der lange an der Abzweigung gestanden hat, traut sich jetzt hinter uns auch hinauf. An einer unbeschilderten Abzweigung frage ich den Fahrer, wo es lang geht. Und ob er mal vorfahren will. Nein, wir sollen. Also weiter. Die Abfahrt über eine lange Serpentinenstraße macht sogar trotz des schlechten Wetters Spaß. Gut, daß wir jetzt nicht den Bus vor uns haben. Direkt am Ende der Serpentinen finden wir eine Hütte. Die Anlage ist Spitze und drei Zimmer mit fließend warmem und kaltem Wasser für 200 Kronen ist fast geschenkt. Rundum an den Wänden des Talkessels zähle ich neun Wasserfälle.

Der Vermieter sagt, es sei Nordwind und Schnee bis in die Niederungen angekündigt. Hoffentlich sitzen wir hier morgen nicht fest.