back up next

Montag, 29.05.00

Die Nachtfähre der Color Line nach Kristiansand hat Verspätung wegen des Sturms. Statt 1:15 legen wir erst um halb 5 ab. Inzwischen haben wir in kleinen Etappen im Terminal auf Sesseln und auf dem Boden geschlafen, später auf dem Schiff genauso (machen alle so). Morgens bei der Ausfahrt in Kristiansand winken die freundlichen Zöllner alle Biker durch. Passkontrolle mit Personalausweis aus- und wiedereinpacken und womöglich Helm abnehmen wäre ja auch ganz schön zeitaufwendig.

in Kristiansand
in Kristiansand

Nach ein paar Fotos von Schiff und Hafen sowie dem üblichen Krosen im Gepäck geht es auf die Straße 37 Richtung Stavanger. Ein Tunnel folgt dem andern mit Steigungen, Gefälle und Kurven drin, anfangs ganz schön spannend. Wir halten uns penibel an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Folge: Die Einheimischen drängeln hinter uns. Wir fühlen uns von einem riesigen Lastzug regelrecht gejagt. Ich versuche das Tempo 5 bis 10 km/h über den erlaubten 80 zu halten. Da ist man auf den kurvigen Straßen schon ganz schön gefordert. Als Jochen eine Weile vorfährt werde ich müde. Dann bin ich wieder vorn und sofort hellwach.

Die Landschaft ist gigantisch, selbst an der Europastraße. Felsen, Wasser, Berge, malerische Täler mit ein paar Holzhäusern, sieht fast kitschig aus. Übrigens: Was die hier Europastraße nennen, entspricht einer mittleren Landstraße im Sauerland.

Wir zweigen ab auf eine kleinere Straße, dann auf eine noch kleinere mit dreistelliger Nummer. Es geht steil bergauf, kurvig, eng, fast kein Verkehr mehr. Die Landschaft wird karg und einsam. Dann Schafherden, erinnert mich an die Alpen. Es ist sehr windig geworden, schwer, das Tempo zu halten, aber wir wollen ja irgendwann mal ankommen. Endlich bergab zum Högsfjord. Fähre bezahlen, kommt in 20 Minuten. In Norwegen fahren Mopeds übrigens an der wartenden Autoschlange vorbei und stellen sich davor. Die Überfahrt dauert nicht lang. Runter von der Fähre, nur noch 25 km bis zum Preikestolen.

Wir fahren so weit hinauf wie möglich. Die Jugendherberge ist geschlossen, also runter zum Campingplatz, doch der hat keine Hütten. Bei dem Wetter wollen wir nicht zelten. Unten im Dorf sind alle Hütten belegt, unter anderem von drei holländischen Bikern. Die Leute vom Campingplatz sind sehr nett. Sie vermitteln uns telefonisch eine Hütte in Jörpeland. Also nach Jörpeland. Die Hütte geht so, Betten etwas schmuddelig, Toilette eng, Dusche stinkt. Ich dusche hier jedenfalls nicht. Und das ganze für 250 Kronen. Aber Hauptsache, ein Dach über dem Kopf.